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PASSUGGER GESCHICHTEN | № 3

Churer Wochenmarkt

  • Text: Oliver Kerstholt
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  • Fotos: Nicola Pitaro

 

Angefangen bei Backwaren — Brote in allen möglichen Formen und Zusammensetzungen und duftendes Süssgebäck, dem man nicht widerstehen mag, auch wenn das Frühstück erst eine Stunde zurückliegt. Dann Gemüse — frisch natürlich, dank kurzer Wege vielleicht frischer als anderswo, aber auch aus dem Lagerkeller; Sauerkraut etwa — und Salate. Früchte werden jahreszeitlich bedingt gerade nur getrocknet angeboten; bald ändert sich das wieder. Das Gleiche gilt für die beliebten (Stein-)Pilze. Nach und nach füllt sich meine Einkaufstasche. Spargeln natürlich. Ein Kopfsalat, Radieschen. Noch steht kein Menu fest. Es gibt Eier, Nudeln und immer wieder Milchprodukte. Frische Milch, Joghurt, Quark, Butter und Käse von der Kuh, der Geiss, dem Schaf; frisch, gereift, mild, rezent, mit Kräutermantel; was das Herz begehrt! So ist das auch bei den Wurstwaren. Ob frisch — wer Glück hat, findet neben der klassischen Auswahl auch Schafs- oder Ziegenwürste — oder

 

getrocknet in Form von Salsiz, Bergschwein-Salami oder Andutgel; die Auswahl fällt nicht leicht.

 

 

Ein Sinneseindruck Anfang Mai
Gibt es ein Bild, das besser «Frühling» sagt als frisch gestochener
Spargel? Angeordnet neben zarten, hellorangen Rüebli und
vor dichten Bünden mit Frühlingszwiebeln? Stefan Walter weiss
bestimmt, welchen Eindruck er vermittelt, als er zum Rundgang
über den Churer Wochenmarkt bittet; er ist seit 2011 Präsident
des organisierenden Vereins.
Unser Spaziergang den Ständen entlang geht nur langsam voran.
Überall wird Walter begrüsst, nimmt er sich Zeit für ein kurzes
Gespräch, beantwortet er Fragen — die Marktsaison hat eben erst
begonnen. Dem Besucher lässt das genügend Zeit, sich gründlich
umzusehen. Augenfällig ist allem voran die reiche Vielfalt,
die hier angeboten wird. Auf den ersten Blick überrascht das, hat
Walter doch erklärt, das ganze Angebot komme ausschliesslich
aus Graubünden. Doch es ist einfach so, dass hier die ganze Fülle
des breitgefächerten Graubündner Landwirtschafts-Angebots zusammenkommt.
Und die ist schon am ersten Tag des Markthalbjahres
gross.

 

Angefangen bei Backwaren — Brote in allen möglichen Formen

Daneben Bündnerfleisch und andere Trockenfleisch-Spezialitäten, Frischfleisch — aktuell unter anderem Gitzi —, Geflügel und natürlich Wildspezialitäten; wir sind hier schliesslich in Graubünden. Und auch Fisch ist im Angebot; aus einer Zucht im Val Lumnezia. Die Aussteller kommen heute aus allen Teilen des Kantons; alleine drei aus den relativ entlegenen italienischsprachigen Regionen haben wir angetroffen. So wird bei mir heute Abend unter anderem eine Torta di Pane aus dem Misox aufgetischt. Der Besuch am Churer Wochenmarkt kommt einer farbenfrohen Reise durch die landwirtschaftliche, kulinarische und sprachliche Diversität Graubündens gleich. Dieses Erlebnis suchen auch die vielen in- und ausländischen Besucher, die man hier antrifft. Man erkennt sie daran, dass sie eher Proviant einkaufen als Wochenmengen. Meine Einkaufstaschen sind inzwischen voll. Ich trage ein rein bündnerisches Nachtessen und ein ebensolches Sonntags-Frühstück mit nach Hause. Dazu verschiedene Honig- und Konfitüren- Varianten und zwei Sirups, die mir noch lange süsse Erinnerung an diesen unvergleichlichen Bauernmarkt in der schönen Altstadt von Chur sein werden.